Eine internationale Stadt aufbauen, autark, spirituell, ohne Bargeld und ohne Polizei – kann das gut gehen?
In Auroville, einer westöstlichen Utopie im südindischen Nirgendwo, wagen knapp 3000 Bewohner aus 33 Nationen das Leben „als Menschen der Zukunft". Der schönste Weg in die Zukunftsstadt führt von Chennai aus die Küstenstraße entlang knapp drei Stunden nach Süden. Links Palmen und Meer, rechts Felder, Lagunen und ihre Reiher:zwischendrin Dörfer mit vielstöckigen Tempeltürmen und vielsilbigen Namen.
In Periyarmudaliarchavadi folgt ein Schwenk landeinwärts, gleich darauf ein Indiz : die „Auroville Bakery”.
Hier spätestens sollte ein vielsprachiges Warnschild stehen: „Achtung, der Aufenthalt in diesem Ort kann ihr Leben verändern. Für schicksalhafte Verwerfungen keine Gewähr."Willkommen in Auroville, der „Stadt der Morgenröte", einem Dorado für alternative Technik, experimentelle Architektur und angewandte Spiritualität.
Die Kulisse bleibt indisch-ländlich. Dreiradtaxen hupen. Tamilinnen führen Ziegen spazieren. Radler klingeln. Doch zwischen die dunkeln mischen sich immer wieder weiße Gesichter. Und wenn bei einer Abzweigung der Asphaltweg in eine Holperpiste übergeht, ist man fast dort angelangt, wo auf der Auroville Karte die „City-Area" verzeichnet ist. Kein Versehen, sondern ein Vorgriff auf die Zukunft dieses eigenwilligen west-östlichen Gemeinschaftsprojekts. Irgendwann soll es 50 000 Einwohner beherbergen und als internationale Stadt, das ”Ideal menschlicher Einheit" realisieren.

Artikel aus GEO Special Nr. 5 Oktober/November 2004
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